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Meine 100% Women Peakchallenge in Zermatt

Die 100% Women #peakchallenge ist eine Initiative von Schweiz Tourismus und soll Frauenseilschaften motivieren auf die höchsten Gipfel der Schweiz zu steigen. Ich darf in diesem Jahr als Botschafterin für dieses wunderbare Projekt dabei sein und mein Tourenbuch um ein paar 4000er erweitern.

48 Gipfel über 4000m stehen auf dem Boden der Schweiz - 48 Abenteuer und Erlebnisse die reine Frauenseilschaften zwischen dem Weltfrauentag am 8. März und dem 8. Oktober erleben und darüber berichten.


Zermatt und ein Berg der alles überragt

Wer jemals in Zermatt verweilen durfte, der kennt dieses Gefühl und diesen Blick. Ständig schweift das Auge hinauf zu diesem alles überragenden Obelisk aus Fels und Eis, dem Objekt meiner bergsteigerischen Begierde in dieser ersten Woche im Juli - das Matterhorn. Einst unbestiegen und Muse der Künstler, heute bei guten Verhältnissen in Massen erstürmt und vom Tal aus millionenfach digital festgehalten - durchaus instagrammable!

Das Matterhorn - so nah und doch so fern

Bereits bei meiner Ankunft in Zermatt aber war klar, dass in dieser Woche der Gipfel des „Horus“, wie die Zermatter ihr Matterhorn nennen, nicht nur in weiter Ferne liegen würde sondern schlichtweg unerreichbar sein wird. Die Verhältnisse sind schlecht, es liegt noch sehr viel Schnee auf den Graten des Matterhorns und für die nächsten Tage sind weitere Schneefälle prognostiziert. Zuerst natürlich eine Enttäuschung für mich - ich bin wegen diesem Berg hier her gereist, habe mich vorbereitet und lange vom Gipfel dieses vielleicht bekanntesten 4000ers der Alpen geträumt. Am Berg haben Träume und eine gute Vorbereitung aber nunmal nur eine untergeordnete Rolle. Wetter und Verhältnisse geben den Ton an in dieser Symphonie aus persönlichen Befindlichkeiten und den Gipfeln hoher Berge.


Blick aufs Horu

Neue Pläne, neue Motivation

Als neues Ziel definieren wir jetzt die Breithorn-Traverse. Ein Mix aus Gletscher, Firn und leichter Kletterei in traumhaft festem Fels. Für Ende der Woche ergibt sich auch ein Wetterfenster auf das wir uns festlegen. Wir, das sind Bergführerin Bianca Schöferle, das Bergführerbüro in Zermatt „Zermatters“ und Fotograf, Filmer und Allroundtalent Daniel Hug. Als Vorbereitung für die Tour am Samstag planen wir zwei Tage. Zwei Tage an denen wir uns akklimatisieren und gemeinsam eine schöne Zeit am Berg verbringen. Der Ruhetag zwischen den beiden Trainingstagen ist ohnehin ein Regentag und wird mit einer kleinen Bouldersession in der neuen Boulderhalle Randa etwas aufgeheitert.

Die berühmten Zermatter Schwarznasenschafe

Gratkletterei am Riffelhorn - Tiefblicke und Ausblicke

Unser erster Vorbereitungstag beginnt ziemlich trüb. Die Wolken hängen tief über Zermatt und immer wieder ziehen Regenschauer durch das Mattertal. Die Prognose für den weiteren Tag klingt vielversprechend und so machen wir uns mit der Gornergratbahn auf in Richtung Riffelhorn. Noch immer verdeckt dichter Nebel den Blick auf die Gipfel des Monte Rosa Massiv, das Matterhorn und die gegenüberliegenden Gipfel der Weisshorngruppe. Kaffee und Ovomaltine in der Bergstation versüßen uns das Warten auf Sonne - naja zumindest sonnige Abschnitte. Es scheint als wurde unser Ersuchen nach Besserung erhört und schon bald stehen wir am Einstieg der Riffelhorn-Überschreitung.

Equipement Check mit Bibi

Unscheinbar wirkt dieses Riffelhorn vom Gornergrat aus, erst die Südabstürze hinab zum Gornergletscher eröffnen dem Betrachter die Mächtigkeit dieses schroffen Klotzes aus Gneis. Ein richtig heißer Tipp sind die vielen Kletterrouten in der Südwand des Riffelhorns.

Leichte Kraxelei am Riffelhorn

Hoch über dem Gletscher und fern der Touristenmassen am Gornergrat finden sich gute Absicherung, fester Fels und wildes Ambiente. Wir klettern an diesem Tag keine der Südwandrouten sondern überschreiten das Riffelhorn von Ost nach West. Eine nicht allzu lange aber klassische Westalpen-Gratkletterei im dritten Grad.

Die Sonne wärmt und trocknet den dunklen Fels, tief unten schlummert der Gornergletscher und von gegenüber grüßen die Nordabbrüche der Breithorngruppe - Genuss pur! Wolkenfetzen kommen und gehen. Eine Mischung aus schlagartig kühl und wohlig warm. Bianca „Bibi“ Schöferle führt unsere Mädlsseilschaft dem Gipfel entgegen. Wie genießen die Ruhe hier oben, die unglaubliche Aussicht auf die Berge des Wallis und erfreuen uns an diesem gelungenen, überraschend sonnigen Tag.


Dicke Unterarme und Plastik statt Fels

Am nächsten Morgen begrüßt uns abermals prasselnder Regen. Wir packen die Kletterschuhe und fahren mit dem Zug das Mattertal hinaus bis nach Randa. Die brandneue Boulderhalle Randa lässt keine Wünsche übrig! Dicke Unterarme und die Erkenntnis, dass die Gravitation deutlich stärker ist als das persönliche Können und die vorhandenen Kraftreserven.

Boulderparadies Randa - wo die Gravitation siegt

Sportklettern hoch über Zermatt

Der Regen des Vortages hat sich zwar verzogen an diesem Freitagmorgen, ab 2500m Höhe aber begrüßt uns auf den saftig grünen Bergwiesen frischer, glitzernder Schnee. Nach dem kurzen Ausflug in die Welt der Plastikberge gestern wollen wir heute wieder echten Fels spüren. Unser Ziel: Der Fluhalpklettergarten hoch über Zermatt. Schöne Touren, toller Fels und ein Ausblick der zum Verweilen und Staunen einlädt.

Genug vorbereitet, genug über das Wetter beschwert - es ist Samstagmorgen, keine Wolke am Himmel und heute ist unser Tag für meine #peakchallenge. Mit der Bahn geht es hinauf zum Kleinmatterhorn. Schon bald lassen wir die Zeichen der Zivilisation hinter uns und betreten den Gletscher. Während die Morgensonne über die umliegenden Gipfel streicht Marschieren wir ruhigen Schrittes über das ewige Eis.

Sicher führt mich Bibi durch das Labyrinth aus tiefen Spalten. Zuerst flach, dann steil ansteigend zur Scharte zwischen Breithorn-Zwilling und dem Felsaufbau zum Breithorn-Mittelgipfel. Am Einstieg zum Felsteil ist klar: Der frische Schnee macht die Kletterei heute deutlich anspruchsvoller.

Mit den Steigeisen auf dem Fels kratzend erklettern wir den Grat. Italien und das Aostatal im Süden, die Schweiz und das Wallis im Norden. Der Blick hinab in die Nordwand des Breithorns lässt einem kurz den Atem stocken. Dunkel und unnahbar brechen Fels und Eis über 2000 Meter hinab bis zum Gornergletscher. Bibi klettert auch in diesen schwierigen Verhältnissen souverän voraus, ich am straffen Seil hinterher und immer wenn ich am Standplatz ankomme erfreuen wir uns an dieser ganz speziellen Dynamik einer Frauenseilschaft. Tratschen und gackern erlaubt! ;)

Es ist ein Traumtag für diese Traumtour! Längst ist die Enttäuschung über die nicht geglückte Besteigung des Matterhorns vergessen. Wir sind voll im Moment, konzentrieren uns auf jeden Schritt, spüren nach dem kalten Morgen jetzt die wärmende Sonne auf unseren Wangen und staunen schweigsam - was für ein Ambiente!

Das Ende der Breithorn-Traverse führt uns auf den Hauptgipfel des Breithorns, den leichtesten 4000er der Alpen. Jäh werden wir aus unserer einsamen Bergsteigerromantik gerissen - das dichte Gewusel auf dem vergletscherten Gipfel erinnert mich an einen Samstag am Münchner Stachus.

Bibi und ich am Gipfel des Breithorn (4164m)

Mit wunderbaren Erinnerungen steige ich noch an diesem Nachmittag in den Zug hinunter nach Täsch. Es sind Erinnerungen an eine ereignisreiche Woche in Zermatt, an einsame Stunden in der wilden Bergwelt des Wallis, an spannende Gespräche und Gipfelmomente in bester Gesellschaft.


Photo: Daniel Hug

Film: Daniel Hug

Edit: Flo Knab

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